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2000 – 2009

Markus Prachensky …

Natürlich lebe ich intensiver. Ja, vielleicht habe ich hinter die Dinge geblickt. Ein Glück ist das sicher… Ich meine, wenn man was macht, was übrigbleibt. Es ist schön in dem Bewusstsein zu leben, etwas weitergeben zu können. Denn Malerei ist etwas, was übrigbleibt, was man weitergeben kann, aus dem Inneren nach außen.

Hongkong Ramble, 2000
Acryl auf Leinwand, 155 x 115 cm

 

California Revisited, 2001
Acryl auf Leinwand, 165 x 130 cm

 

California Miles, 2002

Acryl auf Leinwand, 130 x 165 cm

Cinque Terre, 2003

Acryl auf Leinwand, 105 x 160 cm

Acryl auf Leinwand, 105 x 215 cm

SENATUS POPULUSQUE ROMANUS, 2004

S.P.Q.R. – der Senat und das Römische Volk – überall in der Stadt, der ich mich seit meiner Jugend verbunden fühle, findet man diese Inschrift. 
Immer war ich begeistert von Rom, seinen Bauten, seinen Hügeln, der Umgebung, dem Ernst und der Fröhlichkeit der Stadt. Der Reiz der Antike, der sich zuerst scheu verweigert, dann sich dem Wissenden aber mehr und mehr erschliesst, ist ein Faszinosum, dem ich im Laufe der Jahre erlegen bin – wissentlich und voll Absicht.

Das Studium der Geschichte der Stadt von der Republik bis zu den Caesaren, von den Einflüssen anderer Völker und Kulturen, von den Griechen zu den Etruskern, schärfte meine Sinne, mein Auge und mein Wissen. Nie konnte ich nordische Heldensagen lesen und ertragen, doch als Atheist labe ich mich an der überzeugenden, bösen, aber doch spielerischen griechisch-römischen Götterwelt. Sie sind mir sehr vertraut, die alten römischen Bauten, angefangen vom gigantischen Kolosseum und Pantheon bis hin zu den kleinen Tempelchen und den zahlreichen Ruinen und Halbruinen der Domus Aurea des Nero, der Area Pacis des Augustus, des Forum Romanum, des Palatin, der Foren des Trajan und des Hadrian.

Ich kann und will nie mehr den Blick vergessen, den man vom Capitol aus über das Forum Romanum hat, nie mehr den von den anderen Hügeln, die ich Dutzende Male erstieg, jede Säule, jeden Stein der Stadt erobernd. 
Ich kenne den Glanz und den Niedergang der Herrscher, deren Grösse, Triumphe und Wohltaten, aber auch deren Exzesse, Verrohung und Grausamkeiten. Schon prima vista wusste ich, dass mich diese Stadt verschlingen würde – und sie tat es auch. Ich blieb übrig als Liebhaber und Maler und, wie ich glaube, als Chronist Roms aus meiner Sicht, wohl weniger wissend als Theodor Mommsen – aber besser sehend als Goethe oder Seume.

Egal wo auf der Welt ich mich gerade befand, lebte ich seit meiner Jugend in Rom. Jetzt lebe ich in Rom, obwohl ich mich in Wien befinde und hier male, hier fresse ich fröhlich in mich hinein Rom, die Römer, die römische Küche, trinke die römischen Weine, lese die Geschichte des römischen Weltreichs, der römischen Weltsicht, und bin froh, nicht ein strenger und züchtiger Grieche sein zu müssen.

SENATUS CONSULTUM, 2005

S.C. – diese zwei Buchstaben findet man auf den Revers-Seiten aller römischen Münzen. Sie bedeuten, dass diese vom Senat genehmigt, mit Erlaubnis des Senats geprägt wurden.

Die Ideen für die Bilder der Serie Senatus Consultum entstanden durch Römisches, Selbstgesehenes, Erlebtes und Geschautes sowie durch das Betrachten dieser Münzen.

Die Bilder selbst sind jedoch frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit realen Objekten ist rein zufällig.

Farnesina Dixie, 2006

Die Villa Farnesina war das Haus, das Agrippa, Freund und Gefährte von Augustus, für dessen Tochter Julia, anlässlich seiner Hochzeit mit ihr, errichtete.

Das Haus stand in Trastevere, Agrippa baute eine eigene Brücke über den Tiber, da Trastevere nicht zu den bevorzugten Adressen der erfolgreichen und mächtigen Familien Roms zählte.

Trotz der Tatsache, dass die Villa herrliche Fresken aufwies, zum Teil auf wunderschönem grauen Grund, der mich zu meiner Serie Farnesina Dixie inspirierte, wurde sie nur kurze Zeit bewohnt und schliesslich sogar vergessen. Erst im späten 19. Jahrhundert entdeckte man die Villa wieder, grub sie aus und transferierte die Fresken ins Museo Nazionale Romano im Palazzo Massimo alle Terme.

Grau als Untergrund für meine einfärbig und mehrfärbig roten Bilder beschäftigte mich schon in den Jahren 1960 – 62. Ausgelöst wurde die Idee in meinem Kopf durch einen Besuch im Louvre in Paris, wo mich Fragmente römischer Fresken und Mosaike auf grauem Grund sehr beeindruckten.

Die auf den Bildern gezeigten Motive entstanden durch meine An-Sicht römischer realer und gedachter Bauten sowie die Symbolik der römischen Götterwelt, die mir – obwohl Agnostiker – sehr lebendig, vielseitig und auch humorvoll erscheint.

Swing de Provence, 2007

Nach den drei Jahren meiner römischen Bilder IMPERIUM ROMANUM (Senatus Populusque Romanus – 2004, Senatus Consultum – 2005 und Farnesina Dixie – 2006) bereiste ich, auf den Spuren der Römer, den Süden Frankreichs. Ursprünglich wollte ich die Zeugnisse römischer Kultur wieder besichtigen, die Bauten in St. Rémy, Aix, Orange und Arles. Ich war aber von den Landschaften des Luberon, der Alpes Maritimes, der Felsen von Les Mées, Sisteron, Les Baux und Roussillon so fasziniert, dass ich beschloss, eine Serie über die Provence zu malen; mit all den bizarren Formen der Hügel, der Felsen, der Schluchten und der Himmel in den tiefen Farben der Gegend.

Korsika Bebop, 2008

Bebop war die Musik, die ich in den späten 40iger Jahren hörte, die im AFN (American Forces Network) sehr viel gespielt wurde, das war für mich nach dem Chaos der Naziherrschaft und des Krieges eine stark ordnende Kraft und zugleich Synonym für die Befreiung durch die Amerikaner.

Aus Reminiszenz an diese Zeit und die Klippen Korsikas vor Augen entstand die Serie KORSIKA BEBOP.

RYTHMES DES CALANQUES, 2009

Im darauf folgenden Jahr führte mich meine Herbstreise erneut nach Südfrankreich, um die Calanques, die über zwanzig Kilometer lange Steilküste zwischen Cassis und Marseille im Département Bouches-du-Rhône, zu sehen.
Da für mich die Calanques, die ich von der Meeresseite aus sehen wollte, mit dem Boot nur unter großen Schwierigkeiten zu erreichen gewesen wären, ergab sich ein logistisches Problem, das ich durch das Chartern eines Helikopters lösen konnte. Von Vence startend flog ich über die Côte d’Azur nach Marseille und dann mehrfach das Massif des Calanques entlang und konnte so die Kalksteinfelsen, sowie weite Teile des ebenen Hinterlands, aus verschiedenen Höhen erleben. Der Eindruck von neuen Farben und Formen war unbeschreiblich. So entstanden die Bilder RYTHMES DES CALANQUES.