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Ästhetische Interventionen

Björn Engholm, 2000

Lange Jahre hindurch war der deutsche Blick auf die Kunstszene Österreichs ein wenig verengt durch die dominierende Rolle der Maler des Phantastischen und Surrealen.

Wenn einer unsere Sicht erweitert, ja befreit hat, so war es Markus Prachensky mit seinen frühen „aktionistischen“, aber mehr noch mit seinen späteren, in ihrer Verdichtung fast kontemplativen abstrakten Werken.

Prachensky ist für die deutsche Kunstwelt „der“ österreichische Abstrakte schlechthin, besser gesagt: „der“ österreichische Maler der Abstraktion von europäischem und globalem Rang, der keinerlei Vergleich mit Wols oder Mathieu, Pollock oder Kline zu scheuen braucht. Mehr noch, der, ohne in den Abhängigkeitsbann dieser Giganten geraten zu sein, eine völlig eigene, unverwechselbare Bild-ästhetik entwickelt hat.

Für mich ist er vor allem ein Farbmagier, einer jedoch, der nichtganze Farb-Universen explodieren lässt, sondern seinen immer konzentrierteren formalen Strukturen nur wenige, dafür immens kraftvolle Farben gesellt. Der, vor allem, die Farbe aus ihrer Untertanen-Funktion befreit und sie über die Form obsiegen läßt. Und wenn man Form mit Kopf und Farbe mit Bauch gleichsetzte, damit zugleich dem Gefühl, der Emotion zu fröhlicher Freiheit verhilft – was das Betrachten seiner Bilder zu einem ausgesprochen sinnlichen Vergnügen macht.

Markus Prachensky in der Galerie des Willy-Brandt-Hauses in Berlin: eine wundervolle ästhetische Intervention in die Welt des politischen Pragmatismus, eine Muntermachung müder Sinne par excellence – und ein Einblick in die kreativen Potentiale unseres alpenrepublikanischen Nachbarn Österreich.

Felix Austria – Felix Willy-Brandt-Haus. Willkommen Markus Prachensky !

Björn Engholm, 2000